Kenias Marathonstars
Die Qual der Wahl - Klasse in Masse!

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Kenia gegen den Rest der Welt
Autor, Copyright: Herbert Steffny - 19.1.2012
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Der Kampf um das Erbe des tragisch verstorbenen Samuel Wanjiru ist voll entbrannt!
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Foto, Copyright: Herbert Steffny)




Selbst Patrick Makau - Weltrekordler mit 2:03:38 Stunden muss um die Olympiateilnahme zittern.
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Wachablösung in Berlin: Im direkten Vergleich nahm Patrick Makau (links) dem Äthiopier Haile Gebrselassie (2.v. rechts) den Weltrekord ab. Bezeichnend, denn 2011 liefen die Äthiopier flächendeckend den Kenianern hinterher.
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Geoffrey Mutai war in Boston und New York 2011 der Überflieger! Er setzte mit dem (windunterstützten) Streckenrekord von 2:03:02 Stunden in Boston ein Ausrufezeichen und zertrümmerte den Kursrekord in New York. Für mich momentan die Nummer 1 in Kenia...
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... aber im direkten Vergleich hatte Patrick Maukau (rechts) als Sieger bei den Marathons von Rotterdam und Berlin 2010 den Landsmann Mutai jeweils im Griff.
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Die Sphinx - Wilson Kipsang - zweifacher Frankfurt Marathonsieger ist mit 2:03:42 Stunden die Nummer zwei in der Welt, aber auch "nur" in Kenia. Vielleicht ist er aber noch gar nicht richtig gefordert worden...
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Die kleine Kenianerin Florence Kiplagat aus Iten ist mit ihrem Sieg in Berlin in 2:19:44 Stunden in der Weltspitze angekommen.
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Zwei Kilometer vor dem Ziel im Centralpark New York schnappten die Äthiopierinnen Dado und Deba die müde gelaufene Keitany und ziehen an ihr vorbei. Während bei den Männern die Kenianer 2011 nahezu alles nach Belieben beherrschten, boten bei den Frauen die Äthiopierinnen den Kenianerinnen ordentlich Paroli.
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)

Weltbestenliste - Platz 1 bis 20 und 87 Läufer unter 2:10!

Kenia hat bei den Meisterschaftsnominierungen nicht erst seit 2011 ein Luxus-Problem. Aber im letzten Jahr ging zumindest bei den Männern ein gewaltiger Ruck durch die weltweite Marathonlandschaft. Man könnte sagen: Kenia gegen den Rest der Welt! Nicht nur, dass der begehrte Weltrekord wieder nach Paul Tergat 2003 wieder aus Äthiopien nach Kenia zurückkehrte, nach Abschluss der Weltbestenlisten der Saison 2011 belegen bei den Männern Kenianer die ersten 20 Plätze! Die ewige Weltbestenliste ist nahezu mit der nationalen ewigen Bestenliste Kenias identisch. In meiner ausführlichen Analyse der Saison 2011 wies ich schon auf die Rekordzahl von 142 internationalen Läufern hin, die die 2:10 Stundengrenze unterboten haben. Davon waren alleine 87, also 61 Prozent aus Kenia. Mit 2:10:21 Stunden, bei uns eine Traumzeit, steht man nur auf Platz 100 der nationalen Bestenliste des Läuferlandes! 285 Läufer haben 2011 die B-Olympianorm von 2:15 Stunden unterboten. Zum Vergleich: in Deutschland schaffte das keiner! Die Kenianer müssen in London auf jeden Fall Superstars zu hause lassen, denn um die Nachfolge des verstorbenen Titelverteidigers Samuel Wanjiru können nur drei Männer um den Olympiasieg an der Themse antreten.

Die Qual der Wahl - Kenias Vornominierung

Nun hat der Kenia-Verband je sechs Frauen und Männer vornominiert. Das ist nun schon die dritte Vorselektion. Und auch diese ist vielleicht nach den Frühjahrsmarathons bereits Makulatur. Was passiert, wenn ein bis dato "underdog" eine überragende Leistung abliefert? Mit dem Berlin Sieger und Weltrekordler Patrick Makau (2:03:38 Stunden), dem Frankfurt Sieger Wilson Kipsang, mit 2:03:42 Stunden der Zweitschnellste aller Zeiten, dem Boston (windunterstützte 2:03:02 Stunden) und New York Sieger Geoffrey Mutai, dem World Marathon Majors Gewinner (500.000 Dollar) und London Marathon Sieger Emmanuel Mutai, dem Boston Zweiten (windunterstützte 2:03:06 Stunden) und 30 Kilometer Weltrekordler Moses Mosop und dem meisterschaftserprobten Doppelweltmeister Abel Kirui hat man die sechs Joker im Ärmel. Das heißt aber auch: ein 2:03 Stunden Läufer wird also auf jeden Fall zu hause bleiben! Klar, dass das Sextett nun im Frühjahr erst mal auf eigene Kappe bei den großen City Marathon starten wird. Danach werden die Karten neu gemischt. Und dahinter lauert schon eine ganze Schar neuer Talente, die 2012 ihre Chance suchen werden, wie der Edelhase von Chicago, Berlin und Frankfurt Peter Kirui, der in Frankfurt nach getaner Arbeit nur spasseshalber in 2:06:31 Stunden durchlief, nun aber weiß, was Sache ist. Dem Mann und noch anderen ist einiges zuzutrauen!

Die Vorselektion des kenianischen Leichtathletik Verbands:

Patrick Makau Musyoki (2:03:38)
Geoffrey Mutai ("2:03:02"/2:05:05)
Emmanuel Mutai (2:04:40)
Wilson Kipsang (2:03:42)
Abel Kirui (2:05:04)
Moses Mosop ("2:03:06"/2:05:37)
  Edna Kiplagat (2:20:46)
Mary Keitany (2:19:19)
Priscah Jeptoo (2:22:55)
Sharon Cherop (2:22:43)
Florence Kiplagat (2:19:44)
Lydia Cheromei (2:22:34)


Frauenpower - zweimal Kiplagat und Mary Keitany

Bei den Frauen ist es nicht ganz so extrem, aber die Auswahl nicht unbedingt einfacher. 20 Läuferinnen blieben unter 2:30 Stunden und die Olympia-B-Norm von 2:37 unterboten 69 Athletinnen. Bei uns schafften das mit Irina Mikitenko, Sabrina Mockenhaupt und Susanne Hahn nur oder immerhin drei Athletinnen. Die London Marathonsiegerin Mary Keitany (2:19:19 Stunden), die Berlin Siegerin Florence Kiplagat (2:19:44 Stunden) und die Weltmeisterin von Daegu 2011 Edna Kiplagat (2:20:46 Stunden) müssen sich harter siegerprobter Konkurrenz erwehren. Lydia Cheromei gewann Prag (2:22:34 Stunden), Priscah Jeptoo den Paris Marathon (2:22:55 Stunden) und war WM-Zweite und Helena Kirop siegte in Venedig (2:23:37 Stunden), sie ist aber nur in Lauerstellung, denn Verdienste für den nationalen Verband holte auch die WM Dritte Sharon Cherop, die vornominiert wurde. Immerhin empfehlen sich hier doch aus meiner Sicht deutlich die drei Kandidatinnen Mary Keitany und die beiden Kiplagats.

  Herbert Steffny (hier in Iten/Kenia mit New York Siegerin und Marathonweltmeisterin Edna Kiplagat) besucht seit seiner Marathon Olympiavorbereitung 1988, als sich noch fast kein Weißer ins Hochland traute, Kenias Topläufer bei Eldoret und Umgebung. Dazu gehört auch die von dem legendären Trainer Brother Colm O'Connel betreute Kaderschmiede St.Patricks High School im Städtchen Iten, dem weltweiten "Lauf-Mekka" schlechthin. Durch viele Läufe, Gespräche und Bekanntschaften mit Eliteläufern und deren Trainern kennt er die Laufszene in Kenia und deren Lebensbedingungen, Training, Motivation und Ernährung aus erster Hand.

Laufvortrag Kenia?


Olympiaqualifikation im Ausscheidungsrennen?

Was bleibt also einem Elite-Marathonläufer in Kenia übrig, wenn er/sie auf Platz vier der Selektion steht? Die Nationalität wechseln, oder einfach auf die lukrativen City Marathons setzen und auf Olympia WM und Co. pfeifen? Durch die Vorselektion von je sechs LäuferInnen bleibt eigentlich allen Beteiligten nichts anders übrig, als ohnehin nochmal im Frühjahr zu starten. Nun meldete sich in einem Kommentar in der Online Ausgabe der kenianischen Zeitung Daily Nation Martin Keino, Sohn der Kenia-Lauflegende Kip Keino, der selbst früher ein Weltklasse Mittelstreckenläufer war, mit der Idee eines zukünftigen Ausscheidungsrennens, gemäß dem US-amerikanischen „Trial“-Systems. Alle treten gegeneinander in einem Rennen an und die drei Ersten werden selektiert. Dadurch würden auch aufstrebende Talente eine faire Chance haben und sich der Sondersituation eines Ausscheidungsrennen stellen, bei dem es wie bei den Olympischen Spielen um die drei ersten Plätze geht, und einen Rennverlauf ohne Tempomacher usw.. Sponsoren sollten den Athleten wie den US-Amerikanern die Teilnahme versüßen. In Houston gab es am vergangenen Samstag Trial-Rekordpreisgelder exklusiv nur für US-Amerikaner. Der erste Meb Keflizighi reiste mit 74.000 Dollar nach hause. Die Olympiaausscheidung hatte hier einen für die Teilnehmer angenehmen pekuniären Beigeschmack.

Das beste Marathonrennen aller Zeiten

Der Vorschlag hat etwas verführerisch Reizvolles. Die Selektierten wüßten rechtzeitig Bescheid. Es würden in der Theorie dann in Kenia tatsächlich auch die 20 Ersten der Weltbestenliste bei den Männern gegeneinander laufen. Solch ein Trialrennen wäre das
qualitative beste Marathonrennen aller Zeiten. Der Kenia-Verband könnte auch nicht mauscheln, denn mit diesen Vorwürfe müssen sich viele Verbände auseinander setzen. Aber: Wer außer den noch nicht etablierten „Underdogs“ hätte Interesse an solch einem Modus? Die Mutais, Mosops und Makaus haben die World Marathon Majors Rennen in Boston, London, Berlin, Chicago und New York ohnehin neben Olympia im Visier. Wie soll da ein weiteres Rennen noch hinein passen? Zudem, wo soll das denn bitte stattfinden? In der leistungsbremsenden Höhenlage (1.700 Meter) von Nairobi oder am Meeresspiegel in der Hitze von Mombasa? Die „Gefahr“ einer Überraschung bei einem Ausscheidungsrennen wäre indes im Läuferland Kenia groß. Was, wenn sich unerfahrene Außenseiter am Tage X durchsetzen und die etablierten, routinierten Athleten zu hause bleiben müssten? Die Gefahr des Versagens bei Olympia für diese Novizen wäre zu groß!

  Haushoch in Führung, aber dann kam eine gehörige Lehrstunde für Mary Keitany 2011 in New York City. Hier auf der Pulaski Bridge bei Halbmarathon lag die London Marathon Siegerin und Schnellste des Jahres bei ihrem dritten Marathon in Streckenrekordtempo noch zwei Minuten vor der Konkurrenz. Doch im Central Park zwei Kilometer vor dem Ziel stellten zwei Äthiopierinnen die entfleuchte Halbmarathonweltrekordlerin. Es blieb für die kleine Kenianerin nur noch Platz drei und eine Lektion in Sachen Taktik, die ihr aber bei den Olympischen Spielen nutzen könnte. Hallo Mary, der Marathon beginnt erst nach 30 Kilometern!

(Foto, Copyright: Herbert Steffny)



"Mein" Keniateam für London

Wie man es auch dreht und wendet, die Nominierungspolitik der letzten Jahre des kenianischen Verbands brachte unter dem Strich eine Medaillenflut im Marathonlauf bei den Männern und Frauen, aber auch vielleicht nur wegen der vielen Alternativen, die man beim Verband hat. Für mich sollte bei den Frauen die beiden kampferprobten Kiplagats und die in New York geläuterte Mary Keitany starten, natürlich nach Erbringung eines Leistungsnachweises z.B. über Halbmarathon im Vorfeld zu London. Bei den Männern komme ich an dem beeindruckend laufenden Geoffrey Mutai nicht vorbei, meine heimliche Nummer eins! Seine beiden Siege in Boston und auf der schweren New Yorker Strecke waren genauso überzeugend wie sein überlegenes Auftreten bei den Kenia-Crossmeisterschaften, die ich mit eigenen Augen im Februar 2011 verfolgen konnte. Andererseits Patrick Makau siegte solo in Berlin mit Weltrekord und war im direkten Vergleich in Rotterdam und Berlin in den vergangenen Jahren jeweils vor Geoffrey Mutai. Auf jeden Fall klare Nummer zwei!

Nehmt doch "unseren" Wilson Kipsang

Die dritte Position ist auch für mich schwer zu entscheiden. Der Frankfurt Marathon Sieger Wilson Kipsang wurde trotz 2:03:42 Stunden vielleicht noch nie richtig gefordert. Abel Kirui hat zweimal bei Weltmeisterschaften mit Gold klar überzeugt. Das ist ein Pfund! Moses Mosop soll laut den vollmundigen Andeutungen seines Trainers Renato Canova in London beim Frühjahrsmarathon den Weltrekord angreifen. Dann warten wir das wie der kenianische Verband mal ab. Emmanuel Mutai ist vielleicht schärfer auf die Verteidigung seines 500.000 Dollar Jackpots der World Marathon Majors Serie. Das Olympia-Rennen bleibt also trotz Vornominierung noch vollkommen offen, die meisten starten ohnehin nochmals im Frühjahr. Geoffrey Mutai kündigfte gerade seine Titelverteidigung in Boston an.....

Also, Herrgott-Sapperment: nehmt aus deutscher Sicht als Dritten den Frankfurter Wilson Kipsang mit! Wenn der Olympiasieger wird, kann sich Frankfurt den zwar finanziell nicht mehr leisten, aber wir werden stolz sein, dass "unser Mann aus Mainhattan" gewonnen hätte. Und ich.... ähhhh... wäre froh, dass er nicht - wie ich - zum dritten Mal in Frankfurt gewinnen kann... na ja...ähhmmm....




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Ewige Bestenliste Männer Kenia:
(Top-20 - Stand 31.12.2011)

2:03:38   Patrick Makau Musyoki   1 Berlin 2011
2:03:42   Wilson Kipsang Kiprotich   1 Frankfurt 2011
2:04:27   Duncan Kibet Kirong   1 Rotterdam 2009
2:04:27   James Kipsang Kwambai   2 Rotterdam 2009
2:04:40   Emmanuel Kipchirchir Mutai   1 London 2011
2:04:55   Paul Tergat   1 Berlin 2003
2:04:55   Geoffrey Kiprono Mutai *   2 Rotterdam 2010
2:04:56   Sammy Korir   2 Berlin 2003
2:05:04   Abel Kirui   3 Rotterdam 2009
2:05:10   Samuel Kamau Wanjiru   1 London 2009
2:05:13   Vincent Kipruto   3 Rotterdam 2010
2:05:15   Martin Lel   1 London 2008
2:05:16   Levy Matebo Omari   2 Frankfurt 2011
2:05:25   Albert Kiplagat Matebor   3 Frankfurt 2011
2:05:27   Wilson Kwambai Chebet   1 Rotterdam 2011
2:05:37   Moses Cheruiyot Mosop *   1 Chicago 2011
2:05:39   Eliud Kiptanui   1 Prag 2010
2:05:48   Jafred Chirchir Kipchumba   1 Eindhoven 2011
2:05:49   William Kipsang   1 Rotterdam 2008
2:05:50   Evans Rutto   1 Chicago 2003
  * Die Zeiten von Geoffrey Mutai (2:03:02) und Moses Mosop (2:03:06) von Boston 2011 werden in den IAAF Statistiken nicht geführt, da der Bostoner Kurs zuviel Gefälle hat. Zudem blies 2011 der Wind bei diesem Punkt-zu-Punkt-Kurs von hinten.


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